Bericht_memi Medientag 2006

Handy-TV Deutschland-Premiere – Daily Soap-Pionier ausgezeichnet

Mit „Ideen und Vorbildern für eine neue Fernsehwelt“ zu den Themen „Handy-TV“ und „Daily Soap“ beschäftigte sich der Studientag 2006 des me:mi-Instituts (Medien+Entertainment Management Institut) an der Fresenius Hochschule in Köln.

Handy-TV

Die Teilnehmer konnten am Starttag von „Handy-TV“ in Deutschland den Empfang von Fernsehbildern auf Handhelds begutachten. In seiner Begrüssung fasste me:mi-Direktor Prof. Dr. Werner Schwaderlapp Analyseergebnisse des Instituts zusammen und charakterisierte Handy-TV als „Fernsehen beim Warten“ und „Fernsehen in Bewegung“. Damit seien gänzlich andere Nutzersitutationen gekennzeichnet als beim herkömmlichen Couch-Fernsehen.

Helmut G. Bauer, Berater von „Mobiles Fernsehen Deutschland“, erläuterte das Programm- und Vermarktungskonzept des über debitel vertriebenen Mobil-TV-Angebots, das auf derzeit vier Kanälen die erfolgreichsten Comedy-Formate von ProSieben und Sat1, einen von MTV zusammengestellter Musikkanal und die vollständigen Programme des Nachrichtensenders N24 und des ZDF beinhaltet, inklusive der vom ZDF übertragenen Spiele der FIFA WM 2006.

Christian Rauch, Senior Technology Manager bei Vodafone R+D, kommentierte Übertragungstechniken für mobiles Fernsehen, neben der von Mobiles Fernsehen Deutschland genutzten DMB-Technologie insbesondere DVB-H, den Standard, auf den die vier grossen in Deutschland operierenden Mobilfunkunternehmen setzen. Er hob hervor, dass es in einer bald beginnenden zweiten Phase der Handy-TV-Entwicklung erforderlich sei, neue Programmformate für diese Nutzungsart zu entwickeln, bestehende anzupassen und die interaktiven Möglichkeiten des Handys herauszuarbeiten.

Dr. Susanne Stürmer, Director Corporate Affairs UFA Film & Fernsehproduktion, sah „Chancen für Inhalteproduzenten“ und erläuterte grundlegende konzeptionelle Notwendigkeiten für Handy-TV-Formate sowie Programmentwicklungen des eigenen Hauses und des internationalen Marktes.

Unter der Moderation von Jochen Spangenberg (Deutsche Welle) diskutierten Dr. Constantin Lange (RTL interactive), Wilfried Runde (Deutsche Welle) und Dr. Holger Sprengel (plan_b) mit den Referenten über die programmliche und wirtschaftliche Bedeutung von Handy-TV für ihre Unternehmen.

 

Daily Soap

Ed Prylinski, me:mi Award „Meister seines Faches“

Höhepunkt des Studientages war die Auszeichnung von Ed Prylinski mit dem me:mi-Award als „Meister seines Faches“. ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve, in dieser Position selbst einer der Pioniere der „Daily Soap“ im deutschen Fernsehmarkt, hielt die sehr persönlich ausgerichtete und an den Produktionen des Ausgezeichneten orientierte Laudatio. me:mi-Institutsdirektor Prof. Dr. Werner Schwaderlapp überreichte neben der Urkunde eine „Meisterzeit“-Uhr.

Ab 1992 war Ed Prylinski Executive Producer der ersten Daily Soap im deutschen Fernsehen, „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“, seit 1995 ist er für „Verbotene Liebe“ verantwortlich. Daneben war er Executive Producer und Berater weiterer Fernsehserien.  In seiner Dankadresse rief er den Studierenden zu: „Ihr müsst eine Leidenschaft haben!“ Er liebe seinen Job so, dass er ihn „fast auch ohne Geld“ machen würde. „Push the barriers“ als Motto heisst für ihn, Visionen zu haben, andere zu motivieren und auf die Menschen im Arbeitsumfeld einzugehen.

Vor seiner Tätigkeit als Executive Producer in Deutschland hatte er in Australien den Beruf des Buchhalters erlernt. Seine persönlichen Markenzeichen in dieser Zeit seien durchlöcherte Jeans und ein Mega-Tattoo gewesen. Die Talente und wirtschaftlichen Potenziale von „ACDC“ habe er verkannt („war ein Fehler“, lachte er). Er arbeitete als Komparse, Double und über viele Jahre als Produktionsmanager beim australischen Fernsehen ABC sowie später in seiner eigenen Produktionsfirma. Zum Thema Handy brachte er die Anekdote mit, dass Produktionen in früheren Zeiten Regenwetter durch Dialoge der Darsteller am Telefon in Telefonzellen kompensieren konnten, beim Aussendreh habe man daher immer eine Telefonzelle dabei gehabt – ein dramaturgischer Ausweg, den die weite Verbreitung des Handys verbaut habe.

Ehefrau Lynn Prylinski freute sich mit ihrem Mann mit kurzen, bewegenden Worten, darunter „He is still cool, and he keeps me young“.

Die „Verbotene Liebe“-Darsteller Miriam Lahnstein und Wolfram Grandezka, Laudator Dr. Günter Struve, die Dramaturgin und Dozentin Iris Blume, WDR-Redaktionsleiterin Elke Kimmlinger, „Verbotene Liebe“-Chefautor Grant Kneebone und UFA-Berater Michael Rüger blickten auf Einladung von Prof. Dr. Werner Schwaderlapp in einer abschliessenden Gesprächsrunde unter dem Titel „Er und ich“ auf berufliche persönliche Begegnungen mit dem Produzenten Ed Prylinski zurück.

 

me:mi talent-Award

mobisoaps    

Im Verlaufe des Studientages hatten zuvor drei Gruppen von Studierenden Programm- und Geschäftsmodelle für Daily Soaps auf dem Handy vorgetragen. UFA und Grundy UFA hatten diese gemeinsam mit dem me:mi-Institut als Wettbewerbsbeiträge für den me:mi talent-Award angefordert. Die Jury mit Ernst Feiler und Jan Marquardt (beide Grundy UFA) sowie Prof. Dr. Werner Schwaderlapp (Direktor me:mi-Institut) vergab den 1. Preis für die Ausarbeitung originärer Daily-Soap-Formate für Handy-TV,  den 2. Preis für eine aus GZSZ „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ entwickelte Zusatzstory für Handy-TV unter dem Titel „Die zweite Generation“ und den 3. Preis für das Konzept eines Handy-TV-Spartenkanals Daily Soap. Die Gewinner werden Gelegenheit haben, ihre Ideen in einem Praktikum bei Grundy UFA in Potsdam-Babelsberg weiterzuentwickeln, die Zweitplazierten erhalten Rollen in „Verbotene Liebe“ und werden ausserdem gemeinsam mit Grundy UFA ihr Modell bei RTL interactive vorstellen, die Drittplazierten werden an einem Daily-Soap-Set die Entstehung einer Genreproduktion miterleben.

 

Publikumsquiz

Daily Soaps

Das Publikum konnte in einem Quiz seine Daily-Soap-Kenntnisse unter Beweis stellen. Miriam Lahnstein und Wolfram Grandezka standen jeweils einem der beiden Finalisten zur Seite, die die Fragen von Quizmaster Ed Prylinski zu beantworten hatten. Der Gewinner wird in „Verbotene Liebe“ vor der Kamera stehen, und auch die Zweitplazierte beeindruckte  ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve so sehr, dass er ihr spontan ebenfalls einen solche Bildschirmpräsenz anbot.